Bianca-Pia Roy
- Jahrgang 1983
- Crailsheim
- Mama, Journalistin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Stadtverwaltung)
- Pferd „Berta“ (Kaltblut/Malopolska (poln. Anglo-Araber)-Stute) *2009
Meine Anfänge
Gerade Linien waren im Lebenslauf waren noch nie meine Stärke. Das macht das Leben nicht unbedingt einfacher, dafür aber interessant und spannend. Gilt übrigens auch für meinen beruflichen Werdegang: Nach einer soliden Ausbildung in der Verwaltung habe ich Journalistik studiert, schnupperte PR-Luft, war Lokaljournalistin und war vor meiner Elternzeit in der Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung. Die anderen „x Schlangenlinien durch die Lebensbahn“ würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Was mich aber immer begleitet hat, waren die Pferde. 1988 habe ich die ersten Runden auf Shetland-Ponys gedreht. 1993 kamen die ersten „richtigen“ Stunden im Reitverein Onolzheim, um Englisch reiten zu lernen. Eine meiner Lehrerinnen in dieser Zeit war auch Katrin Albrecht. (Sie über „Hufglück“ nach so vielen Jahren „wiedergefunden“ zu haben, als ich in meiner Elternzeit Lust hatte, meine Pferdeerlebnisse öffentlich zu machen, war schon schräg und hat wieder einmal bewiesen, dass die Welt ein Dorf ist und man sich immer zweimal im Leben sieht.) Aber zurück: 1997 bekam ich mein erstes Pferd „Wodin“ von meinen Eltern geschenkt. Er war ein 16-jähriger Hannoveranerwallach, mein Lehrmeister und der beste Freund, den ein Teenager haben kann. Mit ihm absolvierte ich das „Kleine Reitabzeichen“, das jetzt auch anders heißt und versuchte mich auch auf Turnieren. Meiner Prüfungsangst sei Dank gehörte ich da aber nie zu den großen Schleifensammlern. Er hinterließ bei seinem Tod große Hufspuren.
Die Entwicklung
Ich liebe seit jeher die Dressur – aber auch Pferde, die einfach anders sind. Schrieb im Alter von neun Jahren Briefe an den Friesenpferdezuchtverband, war gleichzeitig begeisterte Zuschauerin beim German Masters in Stuttgart. Fasziniert bin ich von der klassischen Reitweise beziehungsweise Reitkunst. Schön finde ich das Zitat von Bent Branderup „Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur“ und denke auch, dass „Richtig Reiten reicht“, wie es Paul Stecken formuliert hat. Dann würden uns einige unschöne Bilder ebenso erspart bleiben wie die Kommentare, dass ein Kaltblut, Shetty, Hafi, Whatever keine Dressur kann. Kann es schon, aber eben im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten.
Interesse an Reitkunst und -kultur heißt in dem Fall leider nicht, dass ich diese von A bis Z umsetzen kann oder herausragender Reiter bin – im Gegenteil: Ich bin das, was als „Angstreiter“ bezeichnet wird und kämpfe mich jedes Mal aufs Neue auf meine Stute „Berta“, die ich seit 2015 habe und die sich für mich persönlich als „Problempferd“ entpuppt hat. Sooft ich sie jedoch verfluchen, verkaufen und verwursten wollte, so sehr erkenne ich, dass in solchen Herausforderungen auch Chancen liegen – selbst wenn diese Zeit, Geld und extrem viel Energie kosten. Dafür die Erkenntnis, dass es absolut nicht selbstverständlich ist, dass ein Pferd bei Spaziergängen folgt, sich longieren lässt oder Hufe gibt. Klar, diese Erkenntnisse braucht nicht jeder, aber Menschen, die dazu neigen, in den Wolken tanzen zu wollen, können von diesen banalen Dingen profitieren und sich erden, weil sie gezwungen, sich mit der Basis zu befassen, die für Traumtänzer auch langweilig sein kann. Doch wie groß ist nun die Freude an Joggingrunden mit dem Pferd, an Freiarbeit, Arbeit an der Hand, Longieren mit Kappzaum und ohne die klassischen Ausbinder und vielen Dingen, die ich sicher nie gemacht hätte, wenn keine „Berta“ meinen Weg gekreuzt hätte. Jetzt mit Baby ist das Ganze nochmal, sagen wir mal, „sportlicher“, weil die Energie, um immer 100% an mir und meiner Stute zu arbeiten einfach nicht vorhanden ist. Aber wir geben unser Bestes.
So sehe ich es heute
Früher habe ich mir oftmals keine Gedanken über das „Warum“ in der Ausbildung gemacht. Denn, wenn etwas funktioniert, wieso sollte es hinterfragt oder weshalb sollten andere Wege beschritten werden? Das kurioseste Aha-Erlebnis war, dass fast alle scheinbar alternativen, gesunden Wege ohnehin zu den Wurzeln der Reiterei führen, die aber einfach etwas in Vergessenheit geraten sind.
Inzwischen bedeuten Pferde für mich nicht mehr nur nette Ausritte oder die Möglichkeit, einem Sport nachzugehen. Sie sind Wesen mit einer faszinierenden Aura, ein Stück Weltgeschichte, Partner, Therapeuten, kreative Quatschköpfe und die ehrlichsten Spiegel, die man sich wünschen kann: „Dein Pferd ist ein Spiegel Deiner Seele. Manchmal wird Dir nicht gefallen, was Du siehst. Manchmal aber doch.“ (Buck Brannaman)