Foto: Laura Held
Ratgeber

Welche Aufgaben hat der Pressewart im Reitverein

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Erfahrungsbericht einer jungen Pressewartin

Tipps für die Öffentlichkeitsarbeit

Inhaltsverzeichnis

Wie kann ich mit wenig Mitteln eine möglichst große Wirkung erzeugen?

Diese Frage stellt sich vermutlich in vielen anderen Situationen auch, aber in meinem Reitverein stelle ich sie mir immer wieder. Und von meinen gesammelten Erfahrungen mit der Beantwortung erzähle ich Euch heute.

In jedem Vereinsvorstand gibt es ihn – den Beisitzer mit dem Verantwortungsbereich ‚Öffentlichkeitsarbeit‘, auch ‚Pressewart‘ genannt. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem doch recht schwammigen Begriff? Welche Aufgaben entfallen auf den Pressewart und wie gelingt es, diese erfolgreich zu erfüllen?

Insbesondere für kleine Vereine und Reitschulbetriebe ist die Arbeit an der eigenen Außenwirkung ein Spagat. Einerseits möchte man positiv ins Auge fallen und neue Schüler und Einsteller werben. Andererseits ist das dafür zur Verfügung stehende Budget in den meisten Vereinen äußerst knapp bemessen. Es gilt also, mit möglichst wenig Mitteln ein Maximum an Wirkung zu erzeugen.

Glücklicherweise bieten sich dafür mehr Möglichkeiten, als man im ersten Moment annehmen würde.

Gelungenes Beispiel für einen vielseitigen Infoflyer Foto: Laura Held

Pressewart kommt von – Presse -, oder?

Naheliegend ist dem Namen nach zunächst die Presse. Es lohnt sich, den Kontakt zu mehreren Lokalzeitungen und der im jeweiligen Gebiet gängigsten Regionalzeitung (z.B. Landkreis) aufzubauen und regelmäßig zu pflegen. Für die Belange örtlicher Vereine haben sich meiner Erfahrung nach kleinere Lokalzeitungen bewährt, die in manchen Jahreszeiten aktiv nach Themen suchen. Hier ist Mut zur Offensive gefragt. Steht ein besonderes Ereignis ins Haus oder ist eine Veranstaltung eine Nachlese wert, ist es durchaus möglich, sich initiativ an eine oder mehrere Zeitungen zu wenden. Allerdings solltet ihr in das Anschreiben per Mail ein wenig Zeit investieren. Redaktionen schätzen gut strukturierte Emails, die auf die wichtigsten W-Fragen antworten, sehenswerte Programmpunkte nennen und gegebenenfalls eine Uhrzeit angeben, zu der ein Reporter oder Fotograf empfangen werden kann. Liegt die Veranstaltung in der Vergangenheit, könnt ihr auch gerne zwei bis drei gelungene Fotos mitschicken. (Vorsicht: zuerst die auf den Fotos erscheinenden Personen um Erlaubnis bitten). So vermeidet man es, selbst kostspielige Anzeigen zu schalten. Events lassen sich meist sogar gratis in der Regionalpresse ankündigen. Besonders zum Wochenende erscheinen dort Rubriken, die bevorstehende Veranstaltungen annoncieren. Eine gegenseitig wertschätzende und freundliche Beziehung zu den Redaktionen ist dabei natürlich von Vorteil. Auch dazu bedarf es nicht viel. Eine Dankesmail im Namen des Vereins nach Erscheinen eines Artikels, eine Notiz mit Weihnachtsgrüßen, die die Freude über die gute Zusammenarbeit ausdrückt – schon damit ist viel gewonnen.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Öffentlichkeit zu erreichen. Foto: Karen Pagnia

Ab ins Internet – keine Angst vor sozialen Netzwerken

Ein weiterer Baustein der Öffentlichkeitsarbeit sind ein gelungener Internetauftritt sowie die Präsenz in sozialen Netzwerken. Die Homepage ist euer virtuelles Aushängeschild als Verein und viele potenzielle Kunden gewinnen hier ihren ersten Eindruck. Umso mehr lohnt es sich, ein wenig Aufwand zu investieren. Mittels einer im Web erhältlichen Vorlage, ein bisschen Zeit und Freude an der Sache ist es möglich, eine Internetseite selbst zu gestalten und zu pflegen. Wählt ein klares, übersichtliches Design, stellt die wichtigsten Informationen zur Verfügung und nutzt die Plattform, um euch und eurer Arbeit ein individuelles Profil zu verleihen. Ebenso regelmäßig ist Ausmisten angesagt. Was nicht mehr aktuell ist, wird entfernt. Neben der Internetseite spielen mehr und mehr auch die sozialen Netzwerke eine Rolle. Erfahrungsgemäß erweist sich an dieser Stelle das Prinzip, – Weniger ist mehr – als zutreffend. Entscheidet euch lieber bewusst für ein oder zwei Netzwerke und seid dort regelmäßig aktiv, als überall einen Account anzulegen, der nie bespielt wird. In unserem Fall haben wir uns beispielsweise Facebook gewidmet und nach einigen Überlegungen die Idee eines Instagram Kanals verworfen. Mit dem Ergebnis, dass viel mehr Leute auf unserer Facebookseite posten und wir auch schon neue Reitschüler darüber gewinnen konnten.

Öffentlichkeitsarbeit in der Gemeinde

Gemeinsamer Ausritt für die Kinder Foto: Karen Pagnia

Nicht zu vergessen ist bei aller Internet- und Social Media Affinität aber das ‚wahre Leben‘, in dem wir unser Vereinsleben, unseren Sport und unsere Begeisterung nach außen tragen und verankern wollen. Bedeutende Bezugspunkte für die Öffentlichkeitsarbeit sind beispielsweise die Kommune als institutionelles Organ, die Menschen in unserer Gemeinde und die Kooperation mit anderen ortsansässigen Vereinen.

Ersteres kann aus verschiedenen Gründen ein wenig nervenaufreibend sein und Ausdauer erfordern. Dennoch solltet ihr die Bedeutung einer guten Beziehung zur Institution Gemeinde nicht unterschätzen. Mit ihr stehen und fallen die meisten Projekte, gerade wenn größere Veränderungen geplant sind. Erfahrungsgemäß haben Reitvereine dort mehrheitlich keinen optimalen Ruf. Der Pferdesport, selbst wenn er im Rahmen eines e.V. auftritt, gilt für viele Menschen nach wie vor als elitär. Wenn dann vielleicht noch im ein oder anderen Jahr die Finanzierung etwas schwächelte, ist schnell der Ruf einer ‚geschlossenen Gesellschaft‘ geboren – wahlweise im Sinne von ‚versnobt‘ oder ‚pleite‘. Darüber kann man sich zu Recht aufregen. Will man aber wirklich eine Veränderung herbeiführen, hilft nur die Flucht nach vorne. Ähnlich wie in der Zusammenarbeit mit Presseorganen solltet ihr immer wieder positiv auf euch aufmerksam machen, kooperativ und wertschätzend auftreten und Gestaltungswillen zeigen. Dazu gehört beispielsweise eine persönliche Einladung von Bürgermeister/in oder Gemeindevertretern zu Veranstaltungen. Am besten ist es natürlich, wenn ein Vereinsmitglied auch im Gemeinderat präsent ist. Doch selbst wenn einem dieses Glück nicht beschieden ist: Viele Sitzungen, die für Vereine interessante Belange thematisieren, sind öffentlich zugänglich.

Der Mensch zählt

Eine noch wichtigere Rolle spielen natürlich die Gemeindemitglieder. Sie sind eure potenziellen Kunden und neuen Vereinskameraden. Möglichkeiten einander kennenzulernen gibt es viele. Der Zugang zu Gemeindeveranstaltungen ist einfach und kostengünstig. So könnt ihr bei Advents- und Frühlingsmärkten mit einem Stand vertreten sein, eurer Kreativität beim Kerbumzug freien Lauf lassen oder euch und eure Sportart beim Neubürgerempfang oder Fest der Vereine präsentieren. Selbstverständlich sollten diese Auftritte gut geplant werden. So müsst ihr euch im Vorfeld zum Beispiel über die Konzeptionierung eures Standes, Infomaterial, ein Motto oder auch den Einsatz der Pferde Gedanken machen. Jedes Vereinsmitglied kann dazu einen Beitrag leisten. Lasst die Gemeinde ihrerseits Stallluft schnuppern, indem ihr einen Tag der offenen Tür mit vielseitigen Programmpunkten organisiert.

Veranstaltungen mit den Pferden für die ganze Familie Foto: Karen Pagnia

Gemeinsamkeiten verbinden

Macht euch außerdem bewusst, dass ihr nicht der einzige Verein eurer Gemeinde seid, sondern noch viele andere im gleichen Boot sitzen. Und mit ein wenig kollegialer Amtshilfe rudert es sich bekanntlich besser. Je kleiner das Dorf, desto lebendiger das Vereinsleben. Das bedeutet auch, miteinander und voneinander zu leben. Sucht also den Kontakt zu anderen Vereinen, bietet Hilfe an und zeigt Interesse an eurer jeweiligen Arbeit. Euch eint die Leidenschaft und das Engagement für etwas, dabei kann der Gegenstand völlig verschieden sein. Ein sehr zentraler Verein in jedem Ort, der eine besonders gewichtige Aufgabe erfüllt, ist die Freiwillige Feuerwehr. Sie ist oft mitgliederstark und genießt ein hohes Ansehen. Mit einem Reitverein kann man schnell in eine Situation kommen, in der man für die tatkräftige Unterstützung der Feuerwehr äußerst dankbar ist. In unserem Fall half die Feuerwehr mit Mannstärke und Profigerät beim Anwässern unseres neuen Hallenbodens. In das Ressort der Öffentlichkeitsarbeit fällt für mich an dieser Stelle auch die Aufgabe, auf Ausgewogenheit und Gegenseitigkeit zu achten. Auch wenn im eigenen Verein kein Feuerwehrmann vertreten ist, gibt es beispielsweise die Möglichkeit der passiven Mitgliedschaft, mit deren Beitrag man eine Anerkennung ausdrücken kann.

Tipps für die nächste Wahl zum Pressewart

Öffentlichkeitsarbeit im Reitverein – ein vielfältiges Aufgabengebiet, wie ihr seht. Und dieser Text erhebt bei weitem keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nach einigen Jahren der Arbeit in diesem Ressort macht es mir noch immer großen Spaß und ich möchte weiterhin keinen anderen Bereich betreuen.

Wenn bei euch nun bald eine Vorstandswahl ins Haus steht und ihr euch fragt, zu wem der Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit passen könnte – hier ein paar Tipps:

  • Kommunikation sollte dir liegen und Freude bereiten – schriftlich ebenso wie im direkten Gespräch.
  • Du solltest ausdauernd und hartnäckig sein, ohne aufdringlich zu werden. Bei manchen Angelegenheiten ist ein langer Atem gefragt.
  • Offenheit und Kompromissfähigkeit helfen dir, auf andere zuzugehen und dennoch die Interessen deines Vereins zu vertreten.
  • Arbeitsteilung: Auch wenn das Ressort meist einem Beisitzer zugeschrieben wird – nichts hindert euch daran, ein Team mit klarer Aufgabenverteilung zu gründen.
  • Freude an der Arbeit für deinen Verein, denn dein Lohn ist dessen stetige Verbesserung.
* 25 Jahre alt * Studentin in Hamburg * eigenes Pferd: Haflingerstute ‚Goldy‘ *
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