Reiterferien für Kinder und Jugendliche
Reiterferien – der Traum vieler pferdebegeisterter Kinder und Jugendlicher. Einmal ohne die Eltern verreisen und den ganzen Tag im Pferdestall verbringen. Mit dem eigenen Pony über Felder und grüne Wiesen galoppieren und nachts gemeinsam mit den Freundinnen im duftenden Heu schlafen. Was kann es schöneres geben. Die Vorbilder sind zahlreich, sei es der beliebte „Immenhof“, „Die Kinder vom Alstertal“ oder „Bibi und Tina“, die in den Ferien mit ihren Pferden spannende Abenteuer erleben.
Das Angebot der Reiterferien für die Zielgruppe der unbegleiteten Kinder ist riesengroß. Besonders aber für Eltern, die selbst nichts mit Pferden zu tun haben, ist die Entscheidung für den richtigen Stall nicht leicht. Wer seinen Kindern unvergessliche Ferien auf einem Reiterhof ermöglichen möchte, findet in diesem Artikel wertvolle Hilfestellungen und Tipps.
Voraussetzungen und Wünsche klären
Bevor ziellos das Internet durchstöbert wird, in dem jedes Angebot irgendwie verlockend erscheint, hilft eine klare Beschreibung des Ist-Zustandes. Welche Erwartungen stellen sowohl Kind als auch Eltern an die Ferien. Welche Erfahrungen hat das Kind bereits mit Pferden gemacht? Folgende Fragen können hilfreich sein:
- Ist es in allen Gangarten sattelfest?
- Hat es bereits Springunterricht genommen?
- Hat es an Ausritten teilgenommen?
- Soll vielleicht ein Leistungsabzeichen abgelegt werden?
- Möchte es sich mit dem eigenen Pferd zu einem bestimmten Ziel entwickeln?
- Oder steht es erst am Anfang, soll erste Reiterfahrungen sammeln und lernen, wie man ein Pony pflegt und versorgt?
Je jünger das Kind, desto mehr Hilfestellung ist bei dieser Auflistung natürlich notwendig. Seid ihr unsicher, weil euer Kind zwar schon ein paar Mal geritten ist, ihr aber den Leistungsstand alleine nicht einschätzen könnt? In dieser Situation hilft euer Reitlehrer vor Ort sicher gerne weiter. Außerdem können in diesem Stadium der Planung bereits einige Kriterien formuliert werden, die die spätere Suche nach dem richtigen Angebot erleichtern.
- Welchen Schwerpunkt sollen die Ferien haben?
Dies kann beispielsweise ein Motto für jüngere Kinder sein („Ritter“ / „Indianer“ o. ä.) oder eine Ausrichtung zu einer Disziplin („Dressur Intensiv“ / „Einstieg ins Geländespringen“ / „Vom Cavaletti zum Parcours“ o. ä.).
- Soll das Kind wirklich ganz alleine ohne Eltern verreisen oder findet sich vielleicht eine Freundin, die mitkommt?
Die meisten Höfe bieten Reiterferien für unbegleitete Kinder ab ca. acht Jahren an. Manche Angebote richten sich sogar an Kinder ab sechs Jahren. Die Obergrenze ist häufig das 16. Lebensjahr oder die Volljährigkeit.
- Wie hoch ist mein verfügbares Budget?
Die frühe Beantwortung dieser Frage hilft dabei, Angebote herauszufiltern sowie Enttäuschungen und Diskussionen zu vermeiden.
Worauf sollte man achten? – „Gute Höfe, schlechte Höfe“
Selbst nach der Festlegung einiger Rahmenkriterien ist die Angebotsvielfalt in Sachen Reiterferien immer noch umfangreich. Ob in den Bergen oder am Meer, im kleinen Kreis mit Familienanschluss oder in der großen Gruppe. Da stellt sich schnell die Frage, wie man qualitativ gute Angebote von den weniger guten unterscheidet. Neben den eigenen Wünschen und dem ‚Bauchgefühl‘ beim Durchsehen der Anbieter, könnt ihr euch an einigen zentralen Punkten orientieren.
Pferde, Stall und Reitunterricht
Um die Pferde und das Reiten selbst – darum geht es in den Reiterferien natürlich zuallererst. Je nach Größe des Betriebes sollten ausreichend Schulpferde vorhanden sein. Meist ist auf der Internetseite des Hofes angegeben, wie viele Pferde zur Verfügung stehen und welche Anzahl an Ferienkindern der Hof pro Urlaub aufnehmen kann. Verschiedene Pferderassen und Größen sind ebenfalls ein Vorteil, da so jedes Kind das passende Pferd findet. Auf der Homepage ist in den meisten Fällen auch zu sehen, ob Weiden oder andere Auslaufmöglichkeiten für die Pferde gegeben sind.
So können sie sich erholen und vom Trubel der Kinder zeitweise zurückziehen. Ein Urlaub auf und mit Pferden, die in artgerechter Haltung leben, macht zum einen viel mehr Spaß, ist zum anderen sicherer und lehrt die Kinder, dass Pferde Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen sind. Üblich sind eine längere oder zwei kürzere Reiteinheiten pro Tag. Abwechslungsreich ist auch die Aufteilung in eine Reitstunde am Vormittag und einen kleinen Ausritt am Nachmittag. Einzelheiten, wie etwa Dressur- oder Springunterricht, Gruppen- oder Einzelstunden ergeben sich aus dem jeweiligen Angebot.
Die Güte des Reitbetriebes könnt ihr an unter anderem an spezifischen Bezeichnungen erkennen. Leider ist der Begriff ‚Reitlehrer‘ nicht geschützt, sodass sich theoretisch jeder als solcher bezeichnen könnte. Nachweisbare Qualität verbirgt sich hingegen hinter Begriffen wie ‚FN-Reitschule‘ sowie Trainer-Zertifikaten wie ‚Trainer A/B/C‘ und dem offiziellen ‚Trainerassistenten‘. Ausgebildete Berufsreitlehrer nennen sich Pferdewirt und mit höherer Qualifikation Reitlehrer FN.
Positiv zu bewerten sind folgende Punkte: Das Kennenlernen der Pferde und Einteilung nach reiterlichem Können am ersten Tag deutet auf einen planvollen Umgang mit den Reitschülern hin. Auch das Bestehen auf Reitkleidung und Reithelm ist ein Qualitätsmerkmal der Reitschule, die damit Verantwortungsbewusstsein beweist. Fahrradhelme und Turnschuhe sind gefährlich und gehören nicht aufs Pferd, auch nicht bei Anfängern. Viele Ferienhöfe bieten Reithelme für eine kleine Leihgebühr an. Wer ganz sichergehen möchte oder weitere Unterstützung bei der Auswahl benötigt, findet im Internet Pferdeseiten, die mit Fachkompetenz Höfe getestet haben. Beispielsweise hier: https://www.pferdreiter.de/kinder-reiterferien.html
Qualitätsmerkmale:
- Genügend Schulpferde in verschiedenen Größen
- Artgerechte Haltung mit Weiden / Auslauf
- Eine lange oder zwei kürzere Reiteinheiten pro Tag
- Zertifizierte Trainer
- Verantwortungsvoller Umgang mit Reitern und Pferden
- Beachten der Vorschriften zur Unfallverhütung
Rahmenprogramm
Natürlich verbringen die Kinder und Jugendlichen nicht den ganzen Tag auf dem Pferd. Auch abseits der Reitstunden sollte daher eine Betreuung gewährleistet sein. Das Rahmenprogramm kann und sollte sich aber rund ums Pferd drehen. Schließlich gibt es auf einem Reiterhof mehr zu tun, als im Sattel zu sitzen. Mithilfe bei der Stallarbeit (z.B. füttern, misten), Pferde- und Ausrüstungspflege sind unter fachkundiger Anleitung für alle Kinder spannend und lehrreich.
Für Abwechslung sorgen Aktivitäten außerhalb. Das können ein Ausflug an einen Badesee, Spiele, eine Nachtwanderung oder gemeinsames Kochen sein. Um die Sicherheit der Kinder jederzeit zu gewährleisten, sollte man darauf achten, dass auch die Freizeitaktivitäten von geschulten Teamern geleitet werden. Als Nachweis dient hier die Teamer-Card. Eltern sollten entsprechende Nachweise der Betreuer einsehen können.
Qualitätsmerkmale:
- Betreuung außerhalb der Reitstunden durch geschulte Teamer
- Rahmenprogramm rund ums Pferd (Theorie, Stallarbeit, Pflege etc.)
- Gemeinsame Freizeitaktivitäten
Unterbringung und Verpflegung
Neben dem Rahmenprogramm stellt sich weiterhin die Frage nach Unterbringung und Verpflegung der Kinder und Jugendlichen während der Ferien. Je nach Größe und Betriebsstruktur des Hofes existieren unterschiedliche Modelle. In kleineren Betrieben ist die Atmosphäre oft familiär und die Ferienkinder werden in den Hofalltag integriert. Auf etwas größeren Höfen sind die Feriengäste meistens zu mehreren in Apartments untergebracht und haben dort einen festen Betreuer als Ansprechpartner. Gerade für Kinder aber sind ‚Familienanschluss‘ oder eine herzliche Bezugsperson von großer Bedeutung, da sie manchmal unter der Trennung von den Eltern und Heimweh leiden.
Positiv ist im Allgemeinen die Unterbringung in Mehrbettzimmern (keine Schlafsäle), die Betreuung durch eine qualifizierte Bezugsperson, gemeinsame Mahlzeiten und eine überschaubare Gruppengröße. Beim Durchsehen der Angebote fiel auf, dass einige Höfe sogar Allergien und Unverträglichkeiten der Kinder beim Zubereiten der Mahlzeiten berücksichtigen oder eine Liste mit für den Urlaub benötigten Dingen ins Internet stellen. All dies erzeugt einen freundlichen, zugewandten Eindruck.
Auswahlkriterien:
- Familiäre Umgebung, feste Bezugspersonen
- Mehrbettzimmer, gemeinsame Mahlzeiten
- Freundliche, herzliche Atmosphäre
- Rücksicht auf besondere Bedürfnisse des Kindes
Die in diesem Text genannten Kriterien und Punkte können Eltern eine Orientierungshilfe bieten, bei der endgültigen Entscheidung für einen Hof selbst solltet ihr aber dennoch auch auf euer Gefühl hören. Nimmt sich die Kontaktperson am Telefon Zeit? Wird auf Fragen oder Sonderwünsche freundlich eingegangen? Gewinnt man insgesamt den Eindruck, dass man dieser Person sein Kind für ein paar Tage anvertrauen würde? Auf jeden Fall solltet ihr euch Zeit für die Entscheidung nehmen und sie immer mit eurem Kind gemeinsam treffen. Dann steht einer schönen Zeit und unvergesslichen Ferien mit Pferden nichts mehr im Wege.
Und wenn nach dieser intensiven Beschäftigung mit den Ponyhofferien für den Nachwuchs auch ihr Eltern Lust auf ein Abenteuer mit Pferden bekommen habt, dann schaut doch mal in unseren kleinen Ratgeber für Reiterreisen für Erwachsene: „Im Galopp ins Abenteuer“.