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Definition Symptome Diagnose Behandlung Prognose / Heilungschancen Ursachen Vorbeugung |
Definition
Der Einschuss, fachsprachlich Phlegmone genannt, bezeichnet eine eitrige Entzündung des Unterhautbindegewebes und der Lymphgefäße. Sie wird zumeist durch kleine Verletzungen an den Pferdebeinen verursacht, die dem Besitzer häufig nicht einmal auffallen.
Dauert der Zustand eines Einschusses länger als 14 Tage an, spricht man von einer chronischen Phlegmone.
Symptome
Akute Phlegmone:
Das Pferd wirkt krank und zeigt Appetitlosigkeit. Fieber kann auftreten, damit einhergehend eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz sowie Schwitzen. Im Bereich der Phlegmone selbst entsteht eine großflächige, sehr markante Schwellung. Diese ist schmerzempfindlich und heiß. Das Areal ist hart und lässt sich nicht eindrücken. (So ist die Abgrenzung zu einem Ödem möglich)
Die umgebenden Lymphknoten können durch die Entzündungsreaktion vergrößert sein. Innerhalb von wenigen Stunden kann das gesamte Bein angeschwollen sein. Ein Einschuss kann grundsätzlich überall im Bindegewebe auftreten, sind die Beine betroffen und ist es in Gelenknähe, geht das Pferd meistens lahm.
Chronische Phlegmone:
Heilt eine Phlegmone nicht richtig aus, kann sie chronifizieren und bleibende Schäden und Beschwerden hervorrufen. Leitsymptom einer chronischen Phlegmone ist die Elephantiasis, umgangssprachlich „Elefantenbein“ genannt. Durch den dauerhaft gestörten Lymphfluss bleibt eine deutlich erkennbare Schwellung des gesamten Pferdebeins zurück.
Durch eingelagerte Eiweiße bildet sich vermehrt Bindegewebe in wulstigen Falten. Auch die Konsistenz des Gewebes verändert sich, es wird hart, fühlt sich aber nicht mehr heiß an. Der Überschuss an Gewebe verursacht eine Minderdurchblutung des Kronsaums, was dann auch das Hornwachstum negativ beeinflussen kann. Ringbildung im Horn ist möglich.
Im Gegensatz zur akuten Phlegmone ist der Allgemeinzustand des Pferdes verbessert. Es tritt kein Fieber auf, das Pferd zeigt keine Schmerzen und lahmt in der Regel nicht.
Diagnose
Beim Verdacht auf eine Phlegmone sollte immer möglichst schnell ein Tierarzt hinzugezogen werden, denn die bakterielle Entzündung kann sich ohne Therapie über das Lymphsystem schnell im Körper ausbreiten. Die Diagnose eines Einschusses ist meist klar zu treffen anhand der charakteristischen Schwellung, einer im umliegenden Bereich zu findenden Verletzung und dem beeinträchtigten Allgemeinbefinden des Pferdes.
Behandlung
Akute Phlegmone:
Der Tierarzt verabreicht über mehrere Tage ein Breitbandantibiotikum, das hauptsächlich gegen Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken wirkt. Bei Bedarf kommen auch fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel zum Einsatz. Außerdem sollte der Impfschutz gegen Tetanus überprüft werden.
Zusätzlich wird der Tierarzt für den Bereich der Entzündung wärmende, durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Maßnahmen empfehlen. Wärmeanwendungen halten den Lymphfluss und die Durchblutung in Gang, sodass Entzündungsprodukte rascher abtransportiert werden. Dies wirkt der Bildung eines Elefantenbeins entgegen.
Mittel der Wahl ist häufig ein Angussverband mit Verbandswatte, in den regelmäßig warme, desinfizierende Lösungen (z.B. Rivanollösung) gegossen werden. Wenn das Pferd nicht lahmt oder fiebert, ist leichte Bewegung im Schritt angeraten, um die Durchblutung zu verbessern.
Chronische Phlegmone:
Die Therapie bei einer chronischen Phlegmone unterscheidet sich deutlich. Auf Antibiotika wird verzichtet und der Fokus liegt darauf, die durch den Lymphstau ausgelöste Schwellung des Beines zu verringern.
Als Therapieform wird der Tierarzt hier die manuelle Lymphdrainage empfehlen, die eine Sogwirkung auslöst und damit die Lymphgefäße reaktiviert. So ist es möglich, eingelagerte Flüssigkeiten und Proteine aus dem Gewebe abzutransportieren und es weicher zu machen.
Prognose / Heilungschancen
Unter fachgerechter und schnell beginnender Behandlung heilt eine akute Phlegmone bei sorgfältiger Pflege innerhalb von etwa 10-14 Tagen ab. Ist die Heilung jedoch gestört, wird mit der Therapie zu spät begonnen oder treten Komplikationen wie eine Sepsis (Blutvergiftung) auf, dauert die Heilung deutlich länger.
Unter Umständen können Folgeschäden zurückbleiben. Pferde, die einmal unter einem Einschuss gelitten haben, tragen ein erhöhtes Risiko einer erneuten Erkrankung.
Ursachen
Akute Phlegmone:
Ein Einschuss kann sich innerhalb kurzer Zeit nach einer harmlosen Verletzung entwickeln. Ursachen können sein:
- Abschürfungen
- kleine Risse
- ein Einstich mit einem spitzen Gegenstand
- kleine Ästchen
- Stacheldraht
- Mistgabelstich
- scharfe Kanten in der Box
- Holzspan
- Dornen
- auch Stellungsfehler können die Ursache sein, wenn ein Huf die Haut streift
- eine misslungene Injektion.
Oft ist die Verletzung schon nicht mehr erkennbar, wenn die Symptome auftreten. Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken befinden sich im Lebensraum und auf der Hautoberfläche von Pferden und können jede noch so winzige Verletzung als Eintrittspforte in den Organismus nutzen.
Meist bluten diese kleinen Wunden kaum und verschliessen sich sehr schnell, sodass die Bakterien nicht durch den Blutfluss ausgespült werden können. Unter Sauerstoffabschluss vermehren sie sich nun schnell und breiten sich im Unterhautgewebe aus. Dort lösen sie eine Entzündung der Lymphgefäße aus, die sich rasch ausweitet.
Vorbeugung
Sorgfalt und ein geschulter Blick für Verletzungsrisiken stellen die wirkungsvollste Vorbeugung einer Phlegmone dar.
Risikoquellen wie Stacheldrahtzäune (die niemals als Einzäunung von Pferdeweiden oder Paddocks Verwendung finden sollten), scharfkantige Ecken oder lose Bretter sind auszuschalten. Spitze Gegenstände jeder Art gehören ebenfalls nicht in die Reichweite eines Pferdes. Ungeschultes Personal sollte niemals eine Box ausmisten, in der sich ein Pferd befindet.
Nach Paddock- und Weidegängen, der täglichen Arbeit und insbesondere Ausritten ist es empfehlenswert, die Pferdebeine auf Verletzungen zu untersuchen. Auch kleinste Risse oder Schürfungen sollten ernst genommen und umgehend gereinigt und desinfiziert werden, damit sich Bakterien gar nicht erst ausbreiten können.
Regelmäßige fachkundige Hufbearbeitung muss selbstverständlich sein. Eventuell scharfkantige Ränder auch zwischendurch mit der Raspel glätten.
Pferde, die unter Mauke leiden, sind besonders anfällig für eine Phlegmone, da die Haut bereits geschädigt ist und einen Nährboden für Bakterien bietet. Hier gilt es, für Belüftung, möglichst trockene Umgebung und Desinfektion der betroffenen Gebiete zu sorgen.