Gesundheit

Strahlfäule

Inhalt
Definition
Ursachen
Diagnose
Symptome
Behandlung
Prophylaxe

Definition

Die Strahlfäule ist eine bakterielle Erkrankung des Hufhorns des Pferdes. Diese beginnt in der mittleren Strahlfurche und kann sich von dort über die seitlichen Strahlfurchen weiter ausbreiten. Wird nicht rechtzeitig behandelt, kann auch das feste Horn der Hufwand und der Sohle angegriffen werden.

Strahlfäule kennt beinahe jeder Pferdebesitzer. Besonders in der dunklen und nassen Jahreszeit besteht die Gefahr der Strahlfäule bei vielen Pferden. Sie ist nicht harmlos, aber bei rechtzeitiger Behandlung können Langzeitschäden abgewandt werden.

Ursache

Bei der Strahlfäule wird das Horn von Fäulnisbakterien angegriffen. Hauptverursacher ist das Fusobacterium necrophorum. Sie dringen über kleine Risse in den bodennahen Strahl ein und nisten sich in Hohlräumen und Taschen ein. Dort vermehren sich die Bakterien anaerob, das heißt unter Ausschluss von Sauerstoff.

Dies kann nur geschehen, wenn

  • schlechte Haltungsbedingungen und
  • mangelnde Hufpflege und Hygiene vorliegen.

Wird der Pferdehuf also über einen längeren  Zeitraum hinweg

• Kot
• Urin
• Staunässe
• zu viel Feuchtigkeit (z.B. bei Robusthaltung in matschigen Paddocks)
• verschmutzter Einstreu

ausgesetzt, entsteht die Strahlfäule.

Aus ganzheitlicher Sicht und um dem Pferd langfristig zu helfen, gilt es, alle Faktoren zu betrachten. Das Fortschreiten oder auch bereits die Entstehung einer Strahlfäule werden durch folgende weitere Faktoren begünstigt:

• unzureichende Hornqualität
• schwaches Immunsystem (z.B. fällt die Strahlfäule oft mit den Zeiten des Fellwechsels zusammen, welcher das Immunsystem bereits schwächt)
• falscher Beschlag
• mangelnde Bewegung (!)

Wird das Pferd nicht regelmäßig und artgerecht bewegt, begünstigt das die Strahlfäule, denn der gesamte Huf wird nicht ausreichend durchblutet. Dadurch kann der Hufmechanismus nicht gesund arbeiten. Gewebe, das nicht genug durchblutet wird, wird anfällig für Krankheiten. Warum?

Zum einen ist dann die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen ist nicht ausreichend gewährleistet. Zum anderen ist auch die Entsorgung natürlich eingeschränkt und Stoffwechselendprodukte können nicht abtransportiert werden.

Grundsätzlich gilt die Faustregel: je weniger Sauerstoff im Huf ist, umso wohler fühlen sich die Bakterien.

Wenn Pferde einen orthopädische Beschlag haben, zum Beispiel mit speziellen Platten, kann sich darunter unbemerkt ein Nährboden für die Strahlfäulebakterien bilden. Sind noch weitere der oben genannten Risikofaktoren gegeben, gilt es, bei solchen Sonderbeschlägen große Vorsicht walten zu lassen. Der Hufschmied sollte darüber informiert werden, dass das Pferd anfällig für die Infektion ist, damit nach einer Lösung gesucht werden kann.

Symptome – die  Strahlfäule erkennen

Ein erster Hinweis auf eine beginnende Strahlfäule ist die Veränderung der Konsistenz des Strahls. Er wird weicher, kleine Löcher, Risse und Taschen entstehen, Fetzen können herabhängen.

Allerdings können dies in einem gewissen Rahmen auch normale Erscheinungen des vorangeschrittenen Hufwachstums kurz vor dem nächsten Bearbeitungstermin sein. Also immer pferdespezifisch betrachten und reagieren. Wer sein Pferd kennt, wird sicher nicht grundlos alarmiert sein.

Die begonnene bakterielle Infektion wird unübersehbar, wenn ein äußerst unangenehmer, fauliger Geruch beim Auskratzen des Hufes auftritt. Die Hufe sollten mindestens einmal am Tag gründlich gereinigt werden. Dazu gehören das Auskratzen der Hufe und das Abbürsten und gegebenenfalls das Spülen mit Wasser. Nur so können Veränderungen schnell auffallen.

Eine schwarze und schmierige Masse geht meistens mit dem Gestank einher, auch diese lässt sich gut beim Pflegen der Hufe erkennen. Fällt die Infektion der Hufe erst in diesem fortgeschrittenen Stadium auf, sollte ein Tierarzt konsultiert werden, um eine Analyse und Einschätzung zu tätigen. Nur so können schlimmere Folgen verhindert werden.

Komplikationen

Erste Lahmheits-Anzeichen sind bei empfindlichen Pferden im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Dies wird sich besonders auf unebenem Untergrund zeigen. Eventuell entlastet das Pferd ein Bein. In der Folge kommt es zu einer verminderten Bewegung, das bedeutet die Durchblutung (und damit die Fähigkeit zur Selbstheilung) wird noch mehr eingeschränkt. Der Teufelskreis beginnt.

Im weiteren Verlauf werden auch die weiße Linie sowie die Sohle befallen. Die Infektion kann sich nun weiter auf die Wände ausbreiten, wenn nicht sofort etwas unternommen wird.

Im schlimmsten Fall kann die Hufwand abplatzen. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich die Strahlfäule bereits von außen erkennen. Besondere Strahlfäulerillen können aufzeigen, wie tief eine Infektion geht. Sie treten auf, wenn auch das Ballenhorn angegriffen ist und eine Saumlederhautentzündung entsteht.

Diese Rille wandert dann vom Ballen aus über die Seitenwände zur Vorderwand. Während dieser Entzündungsphase wird weicheres Horn produziert und das zeigt sich dann als ringartige Vertiefung auf der äußeren Hornwand. So kann man den Zeitraum der Entzündung einer Strahlfäule ablesen. (Das Hufwachstum beträgt im Schnitt 1 cm in 6 Wochen.)

Breiten sich die Bakterien aus, entzündet sich die Huflederhaut, im schlimmsten Fall weitet sich die Entzündung auf das Hufbein aus. In diesem Fall kommt es zu irreparablen Schäden.

Behandlung

Bei einer schweren Infektion sollte der Hufschmied oder der Tierarzt konsultiert werden. Es gilt, eine rechtzeitige Erkennung des Ausmaßes und eine Behandlung zu vollziehen. Die Infektion ist ein Prozess und es kann und muss in jedem Stadium eingegriffen werden, um diesen zu stoppen.

Besonders hat sich das lösliche Arzneimittel Jodoformäther bewährt. Es hat austrocknende, antibakterielle und ätzende Eigenschaften. Es tötet die Bakterien ab und entzieht ihnen gleichzeitig die Lebensgrundlage. Auch loses, weiches Horn wird bereits teilweise durch die ätzende Komponente entfernt.

Zur Anwendung gibt man Jodoformäther auf einen Wattebausch und drückt die feuchte Watte mithilfe des Hufkratzers tief in die betroffenen Strahlfurchen. Der entstehende Druck ist durchblutungsfördernd, regt die Bildung neuen Horns an und unterstützt so die Abheilung der Strahlfäule. Auch verbleibt der Jodoformäther auf diese Weise länger an den betroffenen Stellen und kann noch effektiver wirken. Die Watte sollte täglich neu eingebracht werden und der Heilungsprozess engmaschig beobachtet und betreut.

Jodoformäther ist nur über den Tierarzt zu beziehen. Vorsicht bei der Anwendung, denn er ätzt und reizt die Haut und die Atemwege von Pferd und Mensch! Handschuhe sollten getragen werden. Um das umliegende Gewebe nicht zu schädigen, sollte er sehr sorgfältig mittels der Watte an die richtigen Stellen verbracht werden.

Verschiedenste besondere Liquide oder Lotionen gegen Strahlfäule sind auch im freien Handel erhältlich. Aber nicht alle Pferde reagieren gleich auf dieselben Mittel. Eventuell sind einige Experimente nötig, um für das jeweilige Pferd das Passende zu finden.

Häufig liegt auch ein gleichzeitiger Pilzbefall vor, sodass das Mittel der Wahl austrocknend, antibakteriell und pilzabtötend wirken sollte.

Die Herstellerhinweise und die Handhabung gilt es genau zu beachten. Produkte, die sich einhändig verwenden lassen, sind hierbei ganz besonders empfehlenswert. Es ist auch hier ratsam, mit dem Tierarzt Rücksprache halten.

Die regelmäßige Behandlung ist bei der Strahlfäule sehr wichtig.

Denn der Huf hat direkte Auswirkungen

auf die gesamte Pferde-Gesundheit.

Bevor die Produkte aufgetragen werden, sind die Hufe gut zu reinigen und von Matsch und Schlamm zu befreien. Danach sollten sie trocknen können oder getrocknet werden. Besonders die tiefer gelegenen Stellen in den Strahlfurchen beachten, denn hier muss das Mittel gut einwirken können. Auch nach der Anwendung sollte das Pferd noch eine Zeitlang im Trockenen stehen.

Der früher oft empfohlene Hufteer eignet sich nicht als Mittel gegen Strahlfäule. Er hat zwar austrocknende Wirkung, begünstigt aber wiederum den Sauerstoffausschluss und damit die Vermehrung der Bakterien.

Prophylaxe

Ist das Pferd gefährdet oder bereits betroffen von Strahlfäule, sind die Verbesserung der Haltungsbedingungen sowie tägliche Kontrolle unverzichtbar.

Wenn das Pferd insgesamt ein schwaches Immunsystem hat, wie zum Beispiel oft

  • ältere Pferde
  • Fohlen
  • trächtige Stuten
  • stressanfällige und
  • generell kranke Pferde,

sind sie leichter anfällig für Infektionen. Dasselbe gilt für

  • eine schlechte Qualität des Hufhorns
  • Zwanghuf
  • genetisch bedingte Anomalien
  • Nährstoffmangel
  • nicht bedarfsgerechte Fütterung

Die Risiken lassen sich durch einen guten Hufschmied und fachgerechte Hufbearbeitung immens senken! Die Abstände der Hufbearbeitung liegen je nach Haltungsbedingungen, Belastung und Pferdegesundheit zwischen 4-8 Wochen.

Tipp zur Haltung:

Grundsätzlich finden die Bakterien in der sogenannten Strohmatratzenhaltung einen idealen Lebensraum. Sie zersetzen den Kot und den Urin der Pferde. Hierbei entsteht gasförmiges Ammoniak. Wahrzunehmen ist dann der leicht beißende Geruch, der sogar die Augen tränen lässt. Ammoniak löst sich in nassem Stroh und kann dann das Hufhorn angreifen. Es bilden sich die oben beschriebenen Risse, in die sich die für die  Strahlfäule verantwortlichen  Spindelbakterien einnisten können.

Das tägliche Ausmisten, Abäppeln und trocken halten der Einstreu ist die pferdegerechteste Form der Stallhygiene bei Boxenhaltung. Auch bei artgerechtereren Haltungsformen wie der Offen- bzw. Bewegungsstallhaltung ist für bestmögliche Trockenhaltung der Liegeflächen zu sorgen.

Für Laufflächen, Paddocks und auch Ställe und Boxen sind die unterschiedlichsten Produktlösungen von wasserabführenden Drainagen über Paddockmatten bis hin zu Gummiestrich erhältlich, die die Gesundheit der Pferdehufe unterstützen.

* Pferdewirtschaftsmeisterin * Reitlehrerin FN * lebt in Portugal *