Gesundheit

Druse

Inhalt
Definition
Symptome
Diagnose
Ursachen
Prophylaxe

Druse – eine gefährliche Erkrankung der Atemwege bei Pferden

Auch Pferde sind vor Erkrankungen wie Erkältung oder Allergien nicht gefeit. Sie ziehen bei jedem Atemzug 5 – 6 Liter Luft in die Lungen, das sind rund 70.000 Liter pro Tag. Eine Menge Bakterien können in diesem Volumen eingezogen werden. Oft sind diese harmlos und schaden dem Pferd nicht.

Doch es gibt eben auch gefährliche Erreger, die sich schnell nach Eintritt in den Körper verbreiten und ernsthafte Krankheiten auslösen. Beispiele dieser infektiösen Krankheitsbilder sind Herpes, Pferdegrippe (auch Pferdeinfluenza genannt) sowie die Druse.

Definition

Die Druse ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit. Sie wird durch ein Bakterium ausgelöst, dessen entfernte Verwandte auch aus der Humanmedizin bekannt sind: Streptococcus equi equi. Es löst eine fieberhafte Erkrankung der Atemwege aus, die eine Verschleimung der Bronchien und eitrigen Nasenausfluss mit sich bringt. Doch es handelt sich nicht um eine harmlose Erkältung, denn die Druse kann tödlich für das Pferd enden.

Druse ist auch unter den Namen „Coryza contagiosa equorum“ und „Pferde-Adenitis“ bekannt.

Die Inkubationszeit beträgt 3 bis 14 Tage, der Erreger wird direkt oral über das Maul oder aerogen über die Luft übertragen. Nach wenigen Stunden erreicht er die regionalen Lymphknoten im Halsbereich und verbreitet sich über die Lymphe und das Blut.

Druse ist nicht anzeige- oder meldepflichtig. Dennoch sollte schon bei dem geringsten Verdacht auf Druse sofort ein Tierarzt verständigt werden. Denn sollte der Verdacht sich bestätigen, sind so schnell wie möglich Maßnahmen für das erkrankte Pferd und den gesamten Stall zu treffe. Mehr dazu weiter unten: „Korrektes Verhalten im Stall nach der Diagnose „Druse“.

Diagnose

Die Diagnose wird auf der Basis einer ausführlichen Anamnese, Hautpalpationen (Kiblersche Hautfalte), der klinischen Untersuchung und der Labordiagnostik gestellt. Der Nachweis des Erregers ist unerlässlich bei Druse-Verdacht. Dieser erfolgt durch eine Tupferprobe (Nase/Rachen/Luftsack). Drei Proben werden für ein sicheres Ergebnis empfohlen, da der Erreger nur in 60% der Fälle nachgewiesen werden kann.

Insbesondere bei klinisch unauffälligen Trägern des Bakteriums kann dessen Identifizierung sehr schwierig sein, da er mit zeitlichen Abständen ausgeschieden wird.

Der Erreger ist in der Schleimhaut der oberen Atemwege 1 – 2 Tage nach Anfang der Fieberphase am besten nachweisbar. Wichtig ist also, dass die Proben zum richtigen Zeitpunkt der Infektion entnommen werden.

Verantwortungsbewusstes und schnelles Handeln der Stallbesitzer und Halter ist gefragt. Besonders in einem Stall mit mehreren Pferden sollte das betroffene Tier sofort isoliert werden. Der Veterinär kann anschließend beim weiteren Vorgehen zur Seite stehen (Isolation der mit Druse infizierten Pferde, Test der anderen Tiere).

Korrektes Verhalten im Stall nach der Diagnose „Druse“

  • täglich Fieber messen im gesamten Bestand, bei Auftreten von Fieber sofort den Tierarzt rufen
  • direkten Nasen-Kontakt mit fremden Pferden unbedingt vermeiden
  • nur eigene Tränk- und Futtergegenstände benutzen, kein Teilen der Schüsseln etc. untereinander
  • Hygiene bei allen Aktionen im Stall, die Keime lassen sich gut mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln abtöten
  • erkrankte Pferde und solche, die mit diesen Kontakt hatten, von allen gesunden Pferden getrennt halten, (die Umstellung von kranken Tieren sollte hierbei vermieden werden, besser werden Absperrungen erstellt)
  • idealerweise haben erkrankte Pferde mindestens 10 Meter von anderen Pferden
  • den Stall sperren! Keinen Zugang für fremde Personen erlauben, die Pfleger der erkrankten Pferde sollten keinen Kontakt zu den gesunden haben
  • alle anderen Tiere fern halten, das heißt auch Hunde dürfen nicht frei laufen
  • das Versorgen und Fieber messen der Tiere sollte in folgender Reihenfolge stattfinden: 1. gesunde und besonders gefährdete Tiere (tragende Stuten, Fohlen, alte Pferde), 2. krankheitsverdächtige Tiere, 3. erkrankte Tiere
  • nach dem Kontakt zu kranken Tieren Kleidung und Schuhe wechseln, Hände waschen und desinfizieren
  • Kot und Futterreste infizierter Pferde sollten gesondert entsorgt werden
  • Weiden, die von infizierten Pferden genutzt worden sind, sollten vier Wochen frei gehalten werden

Ansteckung und Übertragung

Die Erreger finden sich in den eitrigen Ausscheidungen infizierter Pferde. Die Übertragung kann

  • direkt, durch den Kontakt unter Pferden (Maul, Nase) und mit deren Ausscheidungen, oder
  • indirekt, durch Ausscheidung des Erregers in die Umwelt und dadurch kontaminierte Boxenwände, Tränken oder Wasser, Futterkrippen, geteilte Gebisse, Menschen und ihre Kleidung etc., erfolgen

Eine Tröpfcheninfektion über einen Abstand von mehr als 10 m erfolgt in der Regel nicht.

Insgesamt werden ca. 10% der Pferde später zu klinisch unauffälligen, also völlig symptomfreien Trägern des Bakteriums. Sie tragen Reservoirs zum Beispiel in den Luftsäcken in sogenannten Luftsacksteinen. Diese Überträgertiere werden „Carrier“ genannt.

Durch ihren sogenannten „Carrier-Status“ kann es immer wieder zu unerwarteten Ausbrüchen der Krankheit innerhalb eines festen Bestandes kommen, denn z.B. sozialer Stress unter den Pferden fördert die Ausscheidung des Erregers. Deshalb sollte ein Pferd aus einem Stall mit Druse den Stall nicht wechseln, da auch
scheinbar völlig gesunde Tiere den Keim ausscheiden können und so die Tiere im neuen Stall infizieren könnten.

Symptome

Grundsätzlich ist die Ausprägung der Symptome vom Immunstatus des Pferdes abhängig. Bei der Druse erkranken die jüngeren Tiere häufig schwerer und länger als die älteren. Die Anzeichen ähneln einer Erkältung, verschlimmern sich jedoch nach kurzer Zeit und gehen mit einer deutlichen Schwächung des Tieres einher. Weitere mögliche Auffälligkeiten und Symptome:

  • der Rachen des Pferdes ist eitrig entzündet
  • starker Ausfluss aus der Nase, im Speziellen zäher trüber Schleim, der gelblich, weißlich und bis grünlich gefärbt sein kann
  • stark geschwollene Lymphknoten am Kopf und oberen Bereich des Halses (Kehlgangs- und Rachenraumlymphknoten), die bei vorsichtigem Abtasten deutlich fühlbar sind, die Schwellung kommt von der Ansammlung von Eiter und Sekreten
  • das Tier ist matt und ohne Energie und reagiert nicht wie sonst auf die Stimme und Berührungen
  • Fieber, das im Verlauf bis auf 41 Grad ansteigen kann
  • Appetitlosigkeit, auch bei Leckereien wie Äpfeln oder Karotten
  • starke Müdigkeit, das Pferd benötigt viel Ruhe, es schläft mehr als sonst
  • Apathie, Desinteresse an der Umwelt
  • gestreckte Hals- und Kopfhaltung, um dem Druck durch die Schwellungen zu entgehen
  • eventuell treten deutliche Atemgeräusche auf, denn die Abzesse können Druck auf die Luft- und Speiseröhre ausüben

Komplikationen

Bei besonders schweren Verläufen kann seröser Ausfluss aus der Haut im Bereich der Schwellungen auftreten, bevor dann die Abzesse aufbrechen. Weitere Lymphknoten im gesamten Kopfbereich können betroffen sein. Durch die massiven Schwellungen können Entzündungen des Rachens und Kehlkopfes sowie ein Nasenkatarrh mit schweren Schluckbeschwerden und Nasenausfluss hinzukommen.

Der Eiter aus den Abzessen kann ein Luftsackempyem verursachen, sodass der Luftsack per Katheter entleert und gespült werden muss. Antibiotikagaben sind dann erforderlich.

Sind auch Lymphknoten im Bereich der Augen beteiligt, schwellen die Augenlider und eitriger Ausfluss aus den Augen kann auftreten.

Der Erreger kann sich im Rahmen einer sogenannten „Metastasierung“ auf weitere Organe ausbreiten. Am häufigsten betroffen werden die Lunge, das Mesenterium und die Milz. Auch das Gehirn wird in der Literatur erwähnt. Es kann zum Tode des Tieres führen.

Das Immunsystem des Pferdes wird durch die Bekämpfung der Druse insgesamt stark geschwächt. In diesem Zustand sind die Pferde anfällig und harmlose Krankheiten können schwerere Folgen haben.

Die bei der Druse betroffenen Lymphknoten sind Zentralen der Immunabwehr. Sie enthalten weiße Blutkörperchen, die fremde Zellen angreifen um Infektionen zurückschlagen. Der Erreger Streptococcus equi zielt auf genau diese Lymphknoten ab, um das Immunsystem zum Zusammenbruch zu bringen und sich ungehindert vermehren zu können.

Behandlung – pro und contra Antibiotikum

Die Behandlung eines jeden Pferdes ist individuell und muss in Absprache und mit Aufklärung durch den behandelnden Tierarzt erfolgen. Denn ob und wann Antibiotika im Verlauf der Erkrankung eingesetzt werden, wird kontrovers diskutiert. In den meisten Fällen ist eine antibiotische Behandlung nicht notwendig.

Dennoch wird eine frühzeitige antibiotische Therapie in der akuten Phase über 3–10 Tage oft empfohlen, da in dieser Phase der Erreger dem Antibiokum gut zugänglich ist. So soll die Ausbreitung im Bestand verringert werden. Die lokale Abszessbildung kann eingedämmt werden.

Komplikationen wie Bakteriämie, Septikämie, die Gefahr der Metastasierung, und weitere oben genannte, werden durch Antibiotika nicht nachweislich gesenkt.

Allerdings kann eine antibiotische Behandlung sich negativ auf die Bildung einer schützenden Immunität auswirken. Das kann die Pferde anfälliger für ein Wiedererkranken bei einem erneuten Kontakt mit dem Erreger nach Ende der Therapie machen.

Haben sich bereits Abzesse gebildet, sollten keine Antibiotika mehr gegeben werden, denn sie verzögern deren Reife und Ausbruch. In dieser Phase sind lokale Wärmeanwendungen und durchblutungsfördernde Salben empfohlen. Kamille eignet sich gut als Beigabe in den Umschlägen. Wenn der Abzess reif ist, wird er chirurgisch geöffnet und entleert. Danach wird mit Jodlösung (3-5%ig) gespült, bis kein Eiter mehr gebildet wird.

Die Entscheidung für eine Antibiose sollte von der Empfindlichkeit (Resistenz) des Erregers abhängig gemacht werden.

Grundsätzlich gilt: Jedes Pferd muss umgehend behandelt werden, vor allem wenn das Stadium der Druse bereits fortgeschritten ist. Schmerzmittel lindern das Leid, da die geschwollenen Lymphknoten an Hals und Kopf für das Tier sehr unangenehm sind. So wird das Fressen und die Wasseraufnahme erleichtert.

Prophylaxe

Ein gutes Immunsystem ist der beste Rundumschutz für das Pferd und somit natürlich auch vorbeugend gegen die Druse. Artgerechte, naturnahe Haltung sowie eine ausgewogene, angepasste Fütterung sind der Garant dafür.

Mangelhafte Stallhygiene und/oder zu viele Pferde auf engem Raum bieten ideale Bedingungen für die Verbreitung von Druse. Bakterien lieben ein feuchtes und warmes Milieu. Um das zu vermeiden, muss das Stroh im Stall sauber gehalten und regelmäßig ausgetauscht werden. Gerade im Winter ist das wichtig, da die Tiere dann tendenziell mehr Zeit im Stall verbringen, als im Sommer.

Wie bei den meisten anderen Krankheiten ebenso, kann Stress den Ausbruch von Druse begünstigen, denn er setzt das Immunsystem der Tiere unter Druck und fördert damit indirekt den Ausbruch von Infektionskrankheiten. Dies gilt insbesonders für die Carrier-Pferde.

 

Die von dem Reitsportmagazin Hufglück angebotenen Inhalte über Pferdekrankheiten dienen ausschließlich der Information der Pferdebesitzer und Reiter. Sie ersetzen in keinem Fall die Untersuchung und Diagnose durch einen Tierarzt.
* Pferdewirtschaftsmeisterin * Reitlehrerin FN * lebt in Portugal *